2. Mahnwache anlässlich der Deutschen Brieftaubenausstellung

Einmal im Jahr findet in der Dortmunder Westfalenhalle die Deutsche Brieftaubenausstellung statt – die weltweit größte und international besuchte Ausstellung von Brief- und Rassetauben. Wie bereits im letzten Jahr schlossen sich dafür verschiedene Tierschutzorganisationen und Taubenschützer zu einer Mahnwache direkt vor dem Eingang zusammen, um auf das Leid dieser Tiere aufmerksam zu machen. Aus der Jugendgruppe kamen wieder bewusst nur zwei der „alten Hasen“ mit, da stundenlanges Rumstehen in der Kälte erstens nichts für die jungen Mitglieder ist und wir zweitens leider immer wieder Anpöbelungen ausgesetzt sind, vor denen die Kinder geschützt werden sollen. Am häufigsten hörten wir noch Zurufe, dass unsere Mahnwache „lächerlich“ sei, wir keine Ahnung hätten, doch auch härtere Worte fielen. Diskussionen mit den Taubenzüchtern waren kaum möglich, meist bestanden sie aus Monologen der Herren (Frauen sind bei der Ausstellung eher seltene Gäste), unseren Argumenten wurde selten Gehör geschenkt. Und die wenigen Leute, die uns zuhörten, bestätigten zum Teil unsere Aussagen und Erfahrungswerte. Immer wieder geben die Züchter den Greifvögeln die Schuld an verendeten Brieftauben – in ihren Augen das größte Problem. Und ja, es werden viele Brieftauben auf ihrer unfreiwilligen Reise oder auch am Schlag von Greifvögeln geschlagen – ein natürliches Risiko, dem Tiere in der Wildnis ausgesetzt sind. Brieftauben sind aber keine Wildtiere. Nach vielen hunderten, manchmal sogar tausenden Kilometern sind sie erschöpft und leichte Beute. Dies ist keine natürliche Selektion. Ein verantwortungsvoller Tierhalter schützt seine Tiere so gut er eben kann vor allen möglichen Gefahren. Ein Tier auf eine tage- oder wochenlange Reise ins Ungewisse zu schicken, gehört sicher nicht dazu. Besonders abenteuerlich war das Argument mehrerer Taubenzüchter, dass ohne die Brieftauben unsere heimischen Vögel noch schneller aussterben würden, da die Greifvögel sonst kein Futter mehr hätten. Aha… Ebenfalls mehr als schockierend: für 1,50€ wurden Lose verkauft. Möglicher Gewinn: Tauben. Lebende, fühlende Wesen. Da ist es dann auch kein Wunder mehr, dass die Tiere in den Augen vieler Züchter nicht viel wert sind, wenn sie für einen Spottpreis an teils angetrunkene Herren „verramscht“ werden. Die Tiere sitzen während der gesamten Ausstellungszeit in ihren kleinen Gefängnissen ohne Rückzugsmöglichkeit, zeitweise ohne Futter/Wasser, Lärm und gaffenden Menschen ausgesetzt, die sie teilweise immer wieder unsanft begutachteten. Wer noch mehr über den fragwürdigen Brieftauben“sport“ erfahren möchte, ist herzlich eingeladen, den Bericht der Mahnwache vom Januar 2019 zu lesen. Im diesjährigen Bericht soll aber unbedingt auch auf die Qualzuchten bei den Rassetauben eingegangen werden, die vielen Menschen gar nicht bekannt sind. Bei Qualzuchten bei Hunden wird der Aufschrei glücklicherweise immer lauter, der Trend geht zu Rückzüchtungen z.B. bei plattnasigen Hunden. Bei den Tauben scheinen die völlig irrsinnigen Zuchten immer erschreckendere Ausmaße anzunehmen: Tauben mit großen Kulleraugen und nahezu weggezüchteten Schnäbeln, das typische „Kindchenschema“. Diese Tiere können weder vernünftig fressen noch ihre Küken versorgen – hierfür werden Ammentauben eingesetzt. Tauben mit so großen Kröpfen oder Kragen, dass sie sich völlig unnatürlich bewegen müssen, beim Fressen und in der Sicht extrem eingeschränkt sind. Warzentauben mit so extrem gezüchteten Warzen, dass sie beim Fressen eingeschränkt sind. Tauben, die so belatscht sind (=Federn an den Füßen), dass sie kaum laufen können. Es ist wahnsinnig traurig, was der Mensch aus diesen wundervollen Tieren gemacht hat und wir werden nicht müde, ihnen eine Stimme zu geben.

Fotos: Katrin Stoppel, Martel Fil, Gina de Lakritza, Jenny Lerch

Hier ein paar Eindrücke: