30.11.2019 Igelschutz im Winter
Wann braucht ein Igel Hilfe? Was ist dann zu tun? Was frisst ein Igel? An wen kann ich mich wenden? - All diese Fragen kommen auf, wenn man einen Igel findet. Oftmals sind die Finder überfordert und viele Tipps schaden den Igeln eher, als dass sie helfen. Damit die Mitglieder der Bärenbande nicht völlig planlos dastehen, falls sie mal in so eine Situation kommen, besuchen wir eine Familie, die regelmäßig Igel in Not überwintern lässt und die uns unsere Fragen beantworten. Auch den diesjährigen stacheligen Überwinterungsgast durften wir dabei kennenlernen - und andere tierische Dauergäste.
Was wir u.a. gelernt haben:
- ein Igel, der tagsüber herumläuft braucht immer Hilfe.
- ein Igel aus diesem Jahr sollte zum Winter mind. 500-600g wiegen, ältere Tiere sollten deutlich schwerer sein (1kg und mehr). Sind die Tiere leichter, sollten sie vor dem Winter dick gefüttert werden.
- Bevor das erste Futter gegeben wird, müssen unterkühlte Igel erwärmt werden (z.B. durch eine lauwarme Wärmflasche unter dem Bauch)
- Igel sind wählerisch: mit Katzenfutter (bei Nassfutter darauf achten, dass es ohne Sauce/Gelee ist) macht man erstmal nichts falsch, auch Trockenfutter wird gerne angenommen, ebenso ungewürztes, schlabbriges Rührei oder gebratenes Hack. Eventuell muss man wirklich rumprobieren, bis man endlich gefunden hat, was der Igel mag. Milch oder rohes Fleisch sollten niemals gegeben werden.
- Igel sind Floh- und Zeckenschleudern. Aber bitte nicht herkömmliche Spot-Ons (wie z.B. bei Hunden angewendet) unverdünnt auftragen. Dies kann für Igel tödlich sein. Es gibt spezielle Mittel, die auch bei Igeln bedenkenlos angewendet werden können. Hier bitte den Fachmann fragen bzw. die Igelhilfe aufsuchen.
- Stichwort Igelhilfe: Ein hilfreicher Ansprechpartner ist die Arbeitsgruppe Igelschutz Dortmund e.V. Hier erhält man Unterstützung bei der Erstversorgung und kann z.B. auch Igelhäuser aus Karton erwerben. Gefundene Tiere können jedoch nicht einfach abgegeben werden - dann wäre die Igelstation in kürzester Zeit völlig überfüllt. Nur besonders kranke oder verletzte Igel werden in kompetente Pflegestationen vermittelt.
Und nun ein paar Eindrücke:
In einem großen Karton im Keller lebt der Igel in seinem kleinen Kartonhaus, das mit Zeitungsschnipseln befüllt wurde.
Auf dem Karton kann direkt das jeweilige Gewicht notiert werden. Praktisch! Hier sieht man, dass der Igel mit deutlichem Untergewicht kam und schon ordentlich zugelegt hat.
Vorsicht! Igel sind Ausbrecherkönige! Der Außenkarton muss ggf. immer wieder neu verstärkt werden.
Zum Wiegen muss der kleine Fratz einmal kurz gestört werden.
Sieht nicht begeistert aus...
Aber ein notwendiges Ritual und für die Jugendgruppe natürlich interessant zu sehen.
Und wieder zugenommen :-) Der Kleine wird in den nächsten Tagen in den Garten ziehen und dort dann (überwacht, aber ungestört und sicher) den Winter über schlafen.
So sieht ein parasitenfreies und inzwischen wohlgenährtes Igelbäuchlein aus. Jetzt wieder schnell ab in die Box!
Ebenfalls sehr faszinierende Tierchen: Gespenstschrecken, die bei der Familie in einem Terrarium leben. Diese bizarren Tiere schauten wir uns auch noch näher an.
Mit ihrem aufgestellten Hinterteil ähneln sie Skorpionen
Die Schrecken sind sehr pflegeleicht und daher für Terrarienanfänger gut geeignet. Wenn schon Exoten, dann doch bitte keine giftigen oder gefährlichen Schlangen, Krokodile, Skorpione usw. Die Gespenstschrecken sind mindestens genau so interessant, leicht artgerecht zu halten (tatsächlich sitzen sie den ganzen Tag nur auf einem Ast und fressen z.B. Brombeerblätter) und besonders während der Häutungen spannend in der Beobachtung.
Vielen Dank an Familie Rügow für die interessante und lehrreiche Zeit!
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